Warum sich bisher kein Käufer für das schöne Gutshaus Grammow fand?


Ein Bericht von Frau Zander www.gutshaeuser.de

Trotz vieler Interessenten, die sich in den letzten Jahren für den Kauf des Gutshauses interessierten, fand das Gutshaus keinen neuen Eigentümer. Das machte mich stutzig, denn ich kenne das Haus ganz gut. Es ist nach wie vor nicht ruinös, im Inneren befinden sich noch einige Details aus der Erbauungszeit. Ich habe in den letzten Jahren viele Häuser gesehen, bei denen mein erster Gedanke war "das Haus ist nicht mehr zu retten". Und dann fanden sich doch Menschen, die sich dieser wirklichen Ruinen annahmen und sie wieder aufbauten.

Also fragte ich ganz konkret bei dem letzten Kaufinteressenten, der schon mehrere Häuser sanierte, nach, warum er sich nicht für das Gutshaus Grammow entschied, sondern stattdessen ein Haus in Westmecklenburg erwarb, um es zu sanieren.

Er antwortete mir sehr freundlich, offen, herzlich und sandte mir eine Antwort.

Nun weiß ich, wie die Bürgermeisterin mit einigen Gemeindevertretern im Bunde, noch jeden Käufer in die Flucht schlug. Was ich nicht weiß: WARUM?

Hier die Email, die mir Klaus-Peter Siegel sandte (vielen Dank Herr Siegel, für Ihr Vertrauen):

Sehr geehrte Frau Zander,

Ihre Anfrage, was mich bewogen hat, das Gutshaus in Grammow doch nicht zu erwerben, beantworte ich wie folgt:

Auf meine Anfrage erhielt ich einen Besichtigungstermin, der 2 Tage vorher jedoch telefonisch von Frau Ehrlich abgesagt wurde. Leider hatte ich schon die Anreise nach Mecklenburg hinter mir (ca. 600 km). Begründung zur absolut wütenden und beschuldigenden Absage war eine Veröffentlichung auf der Internetseite der AG-Gutsanlagen, worin über die Gemeinderatssitzung berichtet wurde, in der der Abriss beschlossen wurde. Trotz meiner Zusicherung, dass ich mit der Veröffentlichung rein gar nichts zu tun hätte, wurde mir die Besichtigung verweigert. Ich fuhr also wieder zurück nach Köln und wendete mich per Email an das Liegenschaftsamt der Stadt Tessin. Daraufhin wurde mir ein erneuter Termin zur Besichtigung angeboten, der dann tatsächlich auch zustande kam.

Ich war pünktlich mit einem Architekten meines Vertrauens (Herr Ludwig Vollmer) vor Ort. Zunächst ließ man uns vor dem Gutshaus warten. Dann kam ein "Trupp" von Menschen auf uns zu. Nachdem wir ein Schriftstück unterschrieben hatten, dass wir das Betreten auf eigene Gefahr tätigen, wurde die Haustüre geöffnet. Wir sollten Plastikbeutel über die Schuhe ziehen, wegen des "bösen" Hausschwamms, was ich verweigerte, weil ich dies für lächerlich hielt. Im Eingangsbereich war wegen eines Brandschadens die Decke eingebrochen. Dieser Schutt lag, obwohl schon mehrere Jahre her, immer noch herum. Ein feuchtes Raumklima war sofort spürbar und der Architekt Herr Vollmer fragte, warum hier nicht gelüftet wird, um die Ausbreitung des Hausschwammes zu verhindern. Frau Ehrlich meinte nur, dass es bei Durchzug ja zu Schäden am Fenster kommen könnte. Das war absolut unverständlich für uns, genauso wie die verbretterten Kellerfenster, die keinerlei Luftzirkulation zulassen. Dazu hieß es, diese Maßnahme wäre wichtig, um evtl. spielende Kinder nicht zu gefährden. Auf unseren Hinweis, man hätte ja zumindest Löcher in die Holzplatten bohren können, um eine Luftzirkulation herzustellen, wurde nicht eingegangen.

Weiter hieß es, dass das Obergeschoss nicht zu betreten wäre, wegen Einsturzgefahr. Wir besichtigten dennoch das Obergeschoss - von Einsturzgefahr war nichts zu bmerken... Danach wurden wir in das Gemeindehaus gebeten. Dort wurde dann erläutert, dass das zum Verkauf stehende Grundstück eine Teilfläche einer noch zu vermessenden Parzelle wäre. Die Vermessungskosten solle ich tragen. Auf meine Nachfrage, ob es eine Skizze gäbe, wo das zu vermessende Teilstück eingezeichnet ist, zeigte Frau Ehrlich mir eine grobe Skizze. Dort war auch das Rondell mit in dem geplanten Verkaufsstück, die Skizze durfte ich jedoch nicht mitnehmen. Die gesamte Stimmung der anwesenden Personen uns gegenüber war fast gespenstisch. Wir kamen uns vor, wie bei einem Verhör. Ich hatte sofort den Eindruck, dass die Gemeinde gar nicht verkaufen will.

Wieder zurück in Köln übermittelte meine Hausbank ein Schreiben an die Bürgermeisterin der Stadt Tessin betr. meiner Bonität. Wortwörtlich wurde darin zugesichert, dass ein Betrag von 1,5 Mio. Euro für die Sanierung des Gutshauses Grammow kein Problem darstelle.

Beim Liegenschaftsamt Tessin forderte ich eine Skizze an, woraus die zu vermessende Teilfläche ersichtlich sei. Diese wurde mir auch zugesendet und, siehe da, das Rondell vor dem Gutshaus gehörte nun nicht mehr dazu. Auf meinen Einwand, dass das Rondell für mich, auch aus städtebaulicher Sicht zwingend zum Gutshaus gehöre, wurde mir mitgeteilt, dass man darüber ja, nach Beauftragung der Vermessung, welche nach dem Kauf stattfinden solle, sprechen könne, und ich solle doch ein Finanzierungskonzept einreichen.

Da war für mich Schluss mit dem Thema Kauf Grammow, um es zu retten. Eine bedrückende "Nichtwillkommens-Kultur" trat mir die ganze Zeit entgegen. Der Eindruck einer Politwillkür drängte sich mir auf. Fehlender Sinn für das einmalige Kulturerbe in Grammow, ein dorfbildprägendes, schützenswertes Gutshaus wurde jahrelang vernachlässigt und soll nun wohl lieber dem Erdboden gleich gemacht werden, als es in verantwortungsvolle Hände zu übergeben. Bisher wurde jeder Kaufinteressent vergrault, so wie sie es auch bei mir geschafft haben. Wer möchte schon im 7-stelligen Bereich investieren ob der Tatsache, dass man dort nicht willkommen ist.

Mit der Bürgermeisterin in Grammow hat man wohl nicht die beste Wahl getroffen.

Was in meinen Augen jedoch gar nicht geht, sind die bewilligten Fördermittel für den Abriss. Wie kann es sein, dass Steuergelder dafür verwendet werden, um deutsche Kulturgüter zu vernichten ??? Ein absolutes Unding in meinen Augen!

Nein, liebe Frau Zander, solange diese Menschen die Politik in Grammow verantworten, werde ich dort keinen Euro investieren.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Peter Siegel


Weitere Kaufinteressenten scheitern:

 

Im Dezember 2015 zeigen die Unternehmerin Frau G. und ihr Lebensgefährte größtes Interesse am Gutshaus Grammow. Bei einer Besichtigung mit Frau Dräger (Amt Tessin) konnten oder wollten die Beteiligten sich nicht zu den Grundstücksgrenzen äußern. Die weitere Odyssee hört sich wie bei Klaus-Peter Siegel an. Das Obergeschoss darf nicht angesehen werden. Als die Unternehmer gegen den Widerstand durch Gemeindevertreter trotzdem ins Obergeschoss gehen, sehen sie, dass dieses keinesfalls einsturzgefährdet wäre, wie behauptet. Nach ihrer Einschätzung ist die Sanierung schwierig, aber machbar.

 

Im Frühjahr 2016 schlägt Frau G. im Amt Tessin - sie möchte dort den Kaufantrag stellen - Eiseskälte von der Bearbeiterin entgegen. Ganz plötzlich kamen sie im Amt auf die Idee, dass entgegen der öffentlichen Ausschreibung, doch keine 13.000 qm verkauft werden. Stattdessen erklärt man ihr, dass sie das ja dann dazu kaufen könne. Außerdem sollte Frau G. die Kosten für die Straße bezahlen. Eine weitere Auflage vom Amt war, dass das Haus in zwei Jahren fertig sein soll. Hält sie sich daran nicht, droht das Amt mit einer Rückabwicklung (Enteignung - so im Amt! Die DDR lässt grüßen.). Strom müsse sie auch noch neu legen lassen.

 

Schließlich geht Frau G. ohne den Kaufantrag zu stellen aus dem Amt, zieht sich zurück und erwirbt stattdessen in der Nähe von Teterow ein Gebäude, dass sie nun saniert.

Die außerordentlichen Bemühungen des Amtes Tessin

 

Wie "sehr" sich das Amt Tessin um den Verkauf des Gutshauses bemüht, sehen Sie in der folgenden Datei. Diese ist wohl auch als Anleitung "Wie zeige ich Verkaufsabsichten gezwungenermaßen an, ohne jedoch verkaufen zu wollen" zu verstehen. Besonders die vielen schönen Fotos, die das Gutshaus mit all seinen Vorzügen zeigen, und die aufschlussreiche Beschreibung der Immobilie und der Umgebung - daran arbeiten sie im Amt wohl noch.

 

Besonders interessant ist hier, dass das Grundstück mit 13.000 qm angeboten wird. Haben wir da irgendetwas falsch verstanden?